Vergangene Woche haben wir uns mit Partick, dem ersten Vorstand der Skatefreunde Bamberg e.V. getroffen. Was er uns so alles über den Verein erzählt hat und warum Skateboarden für ihn mehr als nur ein Hobby ist könnt ihr hier nachlesen. Viel Spaß!

 

BS: Hi Patrick, schön, dass du heute Zeit für uns gefunden hast. Stell dich doch bitte kurz vor – für die, die dich noch nicht kennen.

PB: Ich bin Patrick Bonte, 32 Jahre alt,  komme gebürtig aus Bamberg und bin auch hier aufgewachsen. Ich bin seit kurzem erster Vorstand der Bamberger Skatefreunde e.V. und fahre seit ca. elf Jahren Skateboard.

 

BS: Wann kamst du zum Skateboarden?

PB: Das ist eine etwas kompliziertere Geschichte. Ich habe eigentlich mit dem Skateboarden angefangen, als ich etwa 12 Jahre alt war. Und dann gab es mit circa 18 Jahren eine Phase, in der Skateboarden immer weniger wichtig wurde, auch verletzungsbedingt. Meine Freunde haben dann alle nach und nach aufgehört und eines gab das andere.

2016 habe ich dann wieder angefangen. Ich war im Urlaub in Santa Cruz in Kalifornien und dachte mir: Hey, hier musst du dir ein Board kaufen. Und seitdem bin ich wieder voll eingestiegen, zu einhundert Prozent. In Summe fahre ich also elf Jahre – mit einer langen Pause zwischendrin, die ich sehr bereue. Daher habe ich jetzt auch das Gefühl, vieles nachholen zu müssen und gebe umso mehr Gas.

 

BS: Wie oft kommst du heute noch zum Skaten?

PB: Momentan komme ich auf zwei bis dreimal die Woche. Beruf, Verein, andere Verpflichtungen, das lässt leider manchmal etwas wenig Zeit. Aber es gibt auch Phasen, da fahre ich fast jeden Tag.

Dazu muss man auch sagen, dass die Verletzungsgefahr steigt, wenn man weniger als einmal die Woche fährt. Es fehlt dann einfach die Sicherheit. Der ganze Bewegungsablauf, die „Muscle-Memory“, wenn die nicht mehr da ist – dann kann es passieren, dass du im Kopf Sachen machen willst, die du aber gar nicht mehr kannst. Da passieren dann die Unfälle.

 

BS: Was bedeutet der Sport für dich persönlich?

PB: Für einen Skateboardfahrer – und speziell für mich – ist es viel mehr als nur ein Sport. Es ist eine Lebenseinstellung. Eine Kultur, nach der man sein Leben ausrichtet. Es ist schwer, das jemandem zu erklären, der es nicht selbst aktiv macht.

Es dreht sich alles nur ums Skateboardfahren. Wenn du nicht fährst denkst du ans Skateboardfahren, wenn du heimkommst schaust du dir Skateboardvideos an. Du unterhältst dich andauernd mit deinen Kumpels übers Skateboardfahren. Das bestätigt dir jeder Skater, das wird wirklich ausgelebt. Ich war beispielsweise auch im Basketballverein. Da gehst du zum Training, hängst dich rein und nach zwei Stunden ist es wieder vorbei. Das ist beim Skateboarden definitiv anders.

 

BS: Fährst du auch Contests? Falls ja: Wonach suchst du Contests aus? Gewinnchance, Spaß oder Ort?

PB: Das ist unter Skatern immer ein zwiespältiges Thema. Ich kenne viele, die sagen: „Ich mag diesen Wettkampfgedanken nicht, ich fahre nur für mich selbst“.

Und dann gibt es Skater, die mögen es, sich mit anderen zu messen, die Competition. Ich persönlich mag das sehr gern, mich selbst immer wieder zu pushen, besser zu werden – ich fahre also gerne Contest. Und zwar alles was in den Zeitplan reinpasst und nicht zu weit weg ist.

 

BS: Wo und mit wem würdest du gerne mal boarden gehen?

PB: Am liebsten mit meinen Homies – man kennt sich, man pusht sich gegenseitig. Mit denen machts am meisten Spaß, aber auch mit anderen ist es toll – ich gehe öfters auf Skatereisen, Barcelona, Prag, Berlin, alles geile Locations. Und natürlich Kalifornien, das ist der Traum für alle Skater. Los Angeles, Santa Cruz, die ganze Westküste ist einfach Hammer um Skateboard zu fahren. Also dort mit meinen Jungs – das wäre das coolste was ich mir vorstellen kann.

 

BS: Was war dein Highlight auf dem Brett bis jetzt?

PB: Für mich das Highlight war tatsächlich 2016, als ich in Kalifornien war. Ich habe mein erstes Board nach meiner Pause gekauft und bin nach LA gefahren, zum Venice Beach Skate Park. Ich habe mich aufs Board gestellt und gemerkt, dass nach zehn Jahren Pause trotzdem noch einiges geht. Die Kulisse hat dann ihr übriges getan. Dieser Eindruck, genau in dem Moment, in diesem Skatepark – das ist mein absolutes Highlight. Das toppt jeden Trick, den ich bisher gestanden habe.

BS: Und wie kamst du dann zu den Bamberger Skatefreunden?

PB: Als ich 2016 wieder angefangen habe zu fahren, wurde der Verein gerade gegründet. Gründungsmitglieder waren unter anderem Alex Bergmann, Jakob Fischer, Steve Baker und noch einige andere.

Ich war in der Zeit öfter am Fuchsparkstadion skaten. Und dann kam da auf einmal so ein Dude daher, das war dann der Alexander Bergmann, damaliger erster Vorstand. Er hat mich einfach angequatscht, hat mir vom Verein erzählt – und so gab eines das andere und ich war angefixt.

Das lustige daran: eigentlich passt „Verein“ und Skateboardfahren überhaupt nicht zusammen. Skateboardfahrer sind da eher ein bisschen „anti“, Vereine an sich haben in der Szene eher ein uncooles Flair. Was wir aber hier in Bamberg geschaffen haben, ist ein absolutes Vorzeigeprojekt. An dem sieht man, dass es eben doch cool sein kann, einen Verein zu Gründen!

Ich habe dann relativ schnell angefangen auf Youtube regelmäßig Videos vom Verein einzustellen, so dass wir der Welt auch zeigen können was wir hier machen – Trips, Tricks, Aktionen.

Leute haben die Videos gesehen und fanden das cool – und zwar nicht nur Skater, sondern auch solche die ansonsten damit eher weniger anfangen konnten. Vor allem Eltern, die hatten auf einmal einen Bezug und haben gesehen: Hey, die Kids haben da echt Spaß an dem was sie machen. Und da muss scheinbar was dahinter sein.

 

BS: Was sind eure Ziele, was ist eure Motivation?

PB: Ursprüngliches Ziel war, das Image unseres Sports etwas aufzupolieren. Wir waren der Meinung, dass Skateboarden ein etwas zu negativen Touch hatte. So nach dem Motto: „Das sind irgendwelche Kinder, die machen alles kaputt und brechen sich dabei die Knochen.“

Dem wollten wir entgegenwirken und zeigen, dass da eigentlich viel mehr dahintersteckt. Der ganze Lebensstil, die Kultur, all das was ich zu Beginn schon ausgeführt habe. So kamen wir zuerst auf die Idee der Kinderkurse, in denen wir den Kids zeigen wollten, wie man Skateboard fährt – das ist als Verein wesentlich einfacher.

Zudem hast du als Verein bei Politkern und auf den Ämtern mehr Aufmerksamkeit im Gegensetz zu einer „losen“ Gruppe. Die Skateparksituation in Bamberg war damals miserabel und wir wollten unbedingt einen neuen Skatepark.  Das haben wir geschafft – da nochmal ein fettes Danke an alle Sponsoren. Die Unterstützung war Hammer.

 

BS: Habt ihr eine „Nachwuchsabteilung“ oder ähnliches?

PB: Nein, wir geben aber regelmäßig die eben erwähnten Kinderkurse. Das Problem ist, dass wir im Gegensatz zu anderen Sportarten keine Struktur, ein Ligensystem oder so etwas haben, wie es zum Beispiel beim Basketball der Fall ist. Zudem haben wir in Bamberg als Verein noch keinen festen Ort, der komplett das Jahr über für das Training genutzt werden kann.

Wir haben Kinder im Kurs, die sind meist um die zehn Jahre oder jünger. Die steigen auf das Brett und haben es sofort drauf. Wochen später sehen wir die dann im Park üben, das ist teilweise Wahnsinn wie schnell die Jungs und Mädels an Können hinzugewinnen. Aber wir können sie leider nirgendwo abholen, weil wir eben keinen festen Ort haben. So einen zu finden ist auch ein mittelfristiges Ziel unseres Vereins.

BS: Kann bei euch jeder mitmachen, oder nehmt ihr nur „Profi-Skater?“

PB: Das Können ist wirklich vollkommen egal. Es sind bei uns Leute im Verein, die standen seit über zehn Jahren nicht mehr auf dem Skateboard. Die finden das einfach cool und wollen uns unterstützen. Mitgliedsbeitrag sind 5 € pro Monat, das ist nicht mal eine Schachtel Zigaretten (lacht).

Es ist wirklich jeder herzlichst willkommen. Es wirkt vielleicht manchmal so, wenn man an den Skatepark kommt, dass die Skater so eine Clique sind, die niemanden reinlassen. Aber so ist es definitiv nicht. Wir freuen uns über jeden der zu uns kommt und sich in unserem Sport versuchen möchte. Das ist auch die Message, die wir aussenden wollen – quatscht uns einfach an!

 

BS: Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

PB: Ja, unbedingt: Man ist nie zu alt um irgendwas anzufangen. Und das meine ich keineswegs nur auf`s Skateboarden bezogen.

 

BS: Letzte Frage: Bratwurst – mit oder ohne Senf?

PB: Das darf man als Bamberger gar nicht sagen, aber: Ketchup….

 

BS: Patrick, Danke für deine Zeit!

 

Das Interview führte: J. Reißmann