Die 10 Tage, die ich vor dem Rennen auf der Insel war haben sich voll ausgezahlt. Ich konnte mich sehr gut an die Hitze anpassen und wir haben jede Einheit genutzt um den Schweißverlust zu errechnen. Damit wusste ich sehr genau wie viel Salz und Wasser ich zuführen muss, um hinten raus nicht in ein Loch zu fallen. Das ist perfekt aufgegangen…da gilt einen großer Dank meinem Trainer Swen Sundberg, der das minutiös dokumentiert und errechnet hat. Auch im Rennen war er eine große Hilfe, indem er mich ständig mit Infos versorgt hat.
Nachdem dieses Jahr erstmalig in Startwellen gestartet wurde, wusste ich noch nicht wie sich das auf das Schwimmen auswirkt. Eigentlich sollte es entspannter sein, da nicht zu viele Leute
gleichzeitig starteten. Als ich dann aber an der Startlinie stand musste ich feststellen, dass genau das Gegenteil eintreten wird. Durch die nicht mal halb so breite Startlinie gab es schon fünf Minuten vor dem Start einen Kampf um jeden Zentimeter, um in der ersten Reihe zu „stehen“. Ich war eingekeilt von mehreren Athleten um mich rum, und das hat sich bis Ende des Schwimmen auch nicht geändert. Es ging sehr ruppig zur Sache und trotz der Distanz hat es sich nicht entzerrt. Das hat man auch an der ein oder anderen Schwimmbrille erkennen können, die unter einem herumtrieb. Ich hab aber zum Glück keine härteren Schläge abbekommen und konnte nach knapp 59 Minuten als 30. meiner Altersklasse aufs Rad wechseln.
Wahrscheinlich wegen meines Toilettengangs in der Wechselzone, wodurch ich eine Minute Zeit verlor, hab ich die Spitzengruppe auf dem Rad verpasst, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Ich hab gleich gemerkt, dass ich mich nicht lange auf dem Rad ausruhen bauche und hab die Flucht nach vorne ergriffen …einen nach dem anderen konnte ich einsammeln und sogar immer wieder Lücken zu meinen Verfolgern reißen. Nach der Abfahrt von Hawi, dem Wendepunkt der Radstrecke, hatte ich dann nicht mehr viele Athleten gesehen: ich war auch immer wieder überrascht, dass mir keiner folgen konnte, was mich angetrieben hat. Letztendlich waren die zweiten 90 km sehr einsam, was aber ein Zeichen war, dass ich weit vorne sein musste.
Nach 4:40 Stunden für die 180 km bin ich endlich auf die Laufstrecke gewechselt. Die ganze Woche hab ich mich schon auf diesen Moment gefreut. Der Rückstand von 3 min aufs Podium und 5 min zur Spitze war eine super Ausgangslage. Die Gefahr anfangs aufgrund der vielen Zuschauer zu schnell zu laufen hab ich ausgeblendet und bin weit unter meinen Vorgaben los geschossen. Der Abstand nach vorne ist geschmolzen und noch bevor es auf den einsamen Highway ging konnte ich einen meiner Hauptkonkurrenten stellen, der in der besagten Spitzengruppe auf dem Rad war. Als ich auf den Highway nach 10 km abbog wurde es dann zäh, was sich auch auf mein Tempo niederschlug. Ich hatte gefühlt ein Bierfass im Bauch, dass hin und her schwappte. Ein Toilettengang war unumgänglich. Ich musste also bei Kilometer 15 ein Dixie aufsuchen. Nach einem lauten Knall und zwei Minuten Verlust waren dann aber die Rohre frei und es ging schneller als zuvor über den Asphalt. Als ich im Energy Lab die ersten Profifrauen einholte, die 15 Minuten vor mir gestartet waren, war mir klar, dass es was großes werden kann. Ich konnte das Tempo weiterhin hoch halten und war auf dem Wege mir meinen Traum mit einer Sub 3 auf den Marathon zu erfüllen. Bei km 36 hatte ich dann wieder Kontakt zu meinem Trainer, der mir mitgeteilt hat, dass ich dritter war mit einer Minute Rückstand auf Platz Zwei. Ich hatte eigentlich gehofft, dass der Zweitplatzierte schneller laufen würde damit ich die letzten Kilometer genießen kann, doch er kam 5 km vor der Ziellinie in mein Blickfeld… Der Abstand wurde kleiner. Im letzten Anstieg bei km 40 konnte ich ihn dann mit einer entschlossen Attacke stellen und direkt abhängen… Bis zum Alii Drive hab ich dann meine Attacke aufrecht erhalten, um die letzten Meter in vollen Zügen genießen zu können.
Ein Traum ist war geworden, ein perfektes Rennen beim härtesten Ausdauerwettkampf der Welt mit einer persönlichen Bestzeit und meinem persönlichen Ziel einer Sub3, 2:56 h auf den Marathon. Mit 8 Stunden und 44 Minuten konnte ich mir so den Traum eines Podiumplazes in Hawaii erfüllen und mein Projekt Podium 2019 erfolgreich beenden. Als Sahnehäubchen wurde ich auch noch zweitschnellster Amateur gesamt und erreichte einen 35. Gesamtplatz von allen Startern inklusive den 50 Profis. Nur ein (Ex) Profi der nun in meiner Altersklasse startete konnte mich schlagen. Der Größte Erfolg ist aber, dass alles hier erleben zu dürfen und gesund angekommen zu sein. Ich danke allen die mir geschrieben haben. Ich werde auf dem Rückflug diesmal keine Filme schauen können weil ich so lange brauchen werde die vielen Nachrichten zu beantworten. Auch wieder ein großes Danke an meine Sponsoren, denn ohne sie hätte ich das hier nicht erleben können und an meinen Trainer Swen Sundberg, Physio Hendrick und Doc Först, die mich so gut sie konnten auf das Event vorbereitet haben, wodurch es ein Klacks war letztendlich das Ergebnis nur noch abzuliefern.